Eine pflanzliche Momentaufnahme auf dem Gelände der Simultanhalle in Köln von Andreas Schulz und Ulla Bönnen
Ulla:
auf dem Gelände gibt es zwei Kontrahenten: Asphalt und Pflanzen.
Man wollte einen nutzbaren Platz schaffen und hat ihn asphaltiert. Früher Schulhof, dann eine Fläche für Publikum und Künstler.innen der Simultanhalle und der Ateliers. Nach inzwischen mehr als 40 Jahren ist er eine Patchworkfläche in Auflösung, verursacht durch Verschleiß, Verwahrlosung und der Eingriffe von Künstler.innen und Pflanzen.
Beim Betrachten des Geländes im Frühjahr 2023 stellte sich mir sofort die Frage: wofür ?
Flächenversiegelung der billigen Art bricht auf, sinkt ein, erzeugt Hitze, staut Wasser. Wofür ?
Doch die Risse und aufbrechenden Stellen zeigen den Widerstand und die Kraft der unter dem Asphalt und Bauschutt wurzelnden Pflanzen. Sie brechen sich durch: zum Licht, zum Wachsen.
Macht weiter, macht mehr, greift um euch, denke ich.
Lasst mich zuschauen und staunen wie ihr zusammenwachst. Ich möchte dasitzen und dem Pflanzen,- und Tiergeschehen Raum geben, beobachten, lernen und teilnehmen.
Ich leihe mir die Kraft des natürlichen Wachstums, dessen Unbeirrbarkeit und Sinnhaftigkeit und spiele mit für eine Millisekunde im großen Spiel.
Wir tauschen den Asphalt und den Bauschutt mit Erde und Pflanzen. Wir vertauschen Pflanzenstandorte, nisten uns ein und wissen, auf diese Seite der zwei Kontrahenten gehören wir.
Andreas:
Grauschwarzer
Asphalt überzieht alles lebendige Grün.
Natur als Fremdkörper.
Moos in den Fugen von Gehwegplatten, Schimmel an den Wänden: Natur, der Endgegner.
Eine Fläche in der Größe eines Fussballplatzes versiegelt mit toter Masse.
Wem dient das?
Wir schneiden durch die Verkrustung. Öffnen den Torso.
Es sind zwei feine Linien in dem riesigen Areal. Auffällig dadurch, da sie dort „nicht hingehören“. Sie widersprechen der geplanten
Landschaftsgestaltung.
In die Öffnung setzen wir Pflanzen. Gemüse. Nahrung. Eine Spur der Fruchtbarkeit. Wir schaffen Lebensraum.
Die Schneisen verhindern ab sofort die sorgenfreie Nutzung des Geländes mit Automobilen. Sind Barrieren. Sie sind Umkehr. Besinnung.
Persepektive.
Ein asphaltierter, trister Platz vor der Simultanhalle, auf dem sich Pflanzen durch die vorhandenen Rissen ans Licht und ins Wachsen gekämpft haben.
Wir übernehmen diesen Impuls und trennen zwei ca. 15 cm breite, diagonal verlaufende Linien aus der Aspahltfläche heraus.
Die erste Linie bleibt offen und schon nach wenigen Tagen bilden sich aus dem Wuzelgeflecht unter der Asphaltfläche neue Triebe im offenen Schlitz. Im Verlauf der Sommermonate wachsen diese und durch Samenverbreitung entstandene neue Pflanzen, kräftig und üppig heran.
Die zweite Linie wird mit Erde aus der ersten Linie befüllt und wir pflanzen Nahrung: Rote Beete und Mangold.
bedauerlicherweise musste die Fläche nach Ende der Projektzeit wieder "rückgebaut" werden und die Pflanzen eingestampft.